Editorial # 236
Für die Teilhabe an Kultur brauchen Menschen Zeit. Das fängt z. B. beim Gespräch übers Wetter an und kann im Bestfall irgendwann die wohlgeplante gemeinsame notwendige Umgestaltung von Gesellschaft erreichen. (Falls wir mal rein spielerisch einen entsprechenden Kulturbegriff voraussetzen.)
Gedankensprung: Um möglichst vielen Menschen möglichst viel Kultur-Teilhabe und -Weiterentwicklung zu ermöglichen, müsste ihnen zunächst mehr Zeit dafür zur Verfügung stehen. Dazu würde wahrscheinlich im Endeffekt das sogenannte Leistungsprinzip angegriffen gehören. Meaning: Wir müssten eigentlich insgesamt alle viel weniger machen. Uns und anderen weniger abverlangen. Uns und anderen viel mehr Ausruhen und Atemschöpfen ermöglichen. Schauen, wie die tatsächlich zu tuenden Tätigkeiten auf möglichst viele Schultern verteilt werden können. Umfassend gegenseitig entlasten. Dann regelmäßig genug Zeit für Reflexion nehmen, ob passt, wie alles organisiert ist, oder ob es anders ausprobiert gehören würde, verbessert für möglichst viele, soweit es geht.
Kommen Leute von außen bzw. von irgendwoanders, unwichtig woher, dazugewandert: Ja super, dass ihr da seid, höfmazamm, gemeinsam schaffen wir’s noch besser! Alle hätten dann mehr Zeit, um z. B. wieder mal gemeinsame generelle Gedanken zu Lohnarbeit und Machtverhältnissen zu entwickeln. Dabei würde natürlich die Fragestellung in den Vordergrund rücken: Wer lässt sich’s besser gehen auf Kosten der der anderen? Wer profitiert von Überarbeitung und gleichzeitiger Uneinigkeit der anderen? Inwieweit könnte Wohlstand umverteilt werden? Warum eigentlich nicht öfter mal die genauen Abhängigkeiten offen legen?
Die frisch gewonnene Zeit dafür nutzen, aufzuzeigen, wer eigentlich den Laden wuppt, wo die wirkliche Power liegt. „Wenn das Volk merkt, dass es stark ist, meine Herren, dann adieu.“ (Heinz R. Unger & Schmetterlinge) In diesem Sinne – Parole: Pomali!
Ganz andere, aber auch angrenzende Thematiken in der vorliegenden Ausgabe: Katja Mühlegger gewährt aufwühlende und -rüttelnde Einblicke in Kulturrezeption aus weiblich gelesener Sicht. Wolf- gang Federmair lässt das jüngste Bulbul-Konzert revuepassieren. Peter Neuhauser schreibt über das einmalige John-Cale-@-Wels-Ereignis. Horst Schweigebauer berichtet vom artacts 2023. Fette Portion @mkhliebe von uns, formuliert von Florian Walter. Heidi Schweitzer erzählt aus ihrem Leben mit der KI w8. Unsere Präsidentin Dominika Meindl rät inständig zu Selfcare. Tamara Imlinger trackt Zugänge zum Märchenwald. Linsi präsentiert sein Tool of the month und berichtet aus der Sektion Rennrad. Sonja Liegert freut sich auf die warmen Jahreszeiten. Nachruf für Kaindi von Stefan Haslinger. Empfehlungen für erhellenden Medienkonsum von Dominika Meindl und Florian Walter, die es wissen müssen. Viele schöne Schl8hofball-Fotos. Cartoons von Elias Takacs. Heißes Frühjahrsveranstaltungsprogramm. Alles im coolen Layout von Lisi Schedlberger.
Außerordentlichen Dank an alle Beteiligten! Chapeau Claque!