Birden ist ein Verb!
Bird-Nerd! Diesen Ausdruck hat mein Neffe für uns erfunden (eigentlich für den männlichen Teil des schreibenden Duos, aber im Sinne der Gerechtigkeit, darf der weibliche Teil den Titel auch führen). Bird-Nerd, weil wir oft und gerne über und von Vögeln (Aves), reden, schwärmen, berichten, erzählen. Und das zumeist, weil wir gefragt werden.
Denn ihr da draußen müsst zugeben: Wenn ihr uns fragt, dann seid ihr schon ein klein wenig angefixt, habt den Blick vom Boden gehoben, in die Luft geschaut, habt Stimmen und Rufe gehört, die euch interessieren, habt irritierendes Verhalten wahrgenommen, das ihr erklärt haben wollt. Und wir erzählen euch gerne, manchmal dozierend, aber immer mit Leidenschaft.
Was ist denn das Gefühl, wenn wir draußen in der Natur sind und durch Fernglas und Spektiv oft stundenlang in die Landschaft schauen und Vögel beobachten?
Es ist schön.
Schön sind alleine schon die Unterschiedlichkeit und die Pracht, die, je nach Jahreszeit und Habitat, sich vor uns auftun. Schön ist, mitzubekommen, dass Tiere, die aus dem Sachunterricht noch bekannt sind und die an entfernten Flecken in weit entfernten (Bundes-) Ländern vermutet wurden, im nachbarlichen Garten wohnen. Oder am Friedhof, am Flughafen, am Baggersee.
Schön ist, zu merken, dass nicht alle kleinen braunen Vögel (in unserer Hobby-Orni-Bubble KaBeVau genannt) Spatzen sind. Und viele nicht einmal braun. Es ist schön, beim Einfach-genauer-Hinschauen einen Stieglitz mit seinem roten Gesicht und dem gelben Flügelstreif in einem Straßenrandbaum zu entdecken und einen Grauschnäpper im Hollerbusch. Dass es sogar im Flavour-Yard mehr als nur Spatzen und Tauben gibt.
Schön ist die Auseinandersetzung, das Rätseln, was für ein Vogel vor der Linse hockt, das Konsultieren der Bestimmungsbücher, das Diskutieren mit Fellow-Bird-Nerds um am Schluss ein Ergebnis oder auch keines zu haben.
Schön ist es, eine neue Art zu sehen, die wir noch nie gesehen haben, dabei am schönsten diese selbst zu entdecken und zu bestimmen
Und – so widersprüchlich es klingen mag – es ist schön, sich auf nichts verlassen zu können, die Ungewissheit, was beobachtet werden wird. Die Vögel sind nicht planbar und ihnen ist es unfassbar egal, ob sie beobachtet werden oder nicht (solange sie sich nicht gestört fühlen.)
Schön ist und war es, eine neue Welt in der schon bekannten zu entdecken: Vögel und Vogelstimmen sind eigentlich immer da, wir können sie deswegen gut ausblenden und ignorieren – aber auch überall und immer beobachten! Einmal die Wahrnehmung umgelenkt, einen Gucker umgehängt, mit Menschen, die in ihrem Wissen ein paar Schritte weiter sind und eine:n aufmerksam machen können, unterwegs sein – schwupp – kommt das Bewusstsein, dass so viel mehr Leben in der Nachbarschaft ist!
Wir nehmen euch gerne mit!